„Die Besteckverwirrung“
- Beat Bachmann
- 29. März
- 1 Min. Lesezeit
Die Gabel stand morgens auf, gähnte metallisch und seufzte tief.
„Ich hab genug vom pieksen“, murmelte sie. „Immer nur stechen, zinken, stossen – ich will mal schööööön rund sein. Einfach mal löffeln!“
Der Löffel blinzelte träge aus der Kaffeetasse.„ Echt jetzt? Ich beneide dich. Ich schöpfe und schöpfe und keiner sagt danke. Ich will Ecken! Ich will Zinken! Ich will zustechen!“
Sie schauten sich an. Lange. „Tauschen?“ fragte der Löffel. „Geht nicht“, sagte die Gabel. „Ich hab’s versucht. Hab Sahne gelöffelt. War überall. Nur nicht im Mund.“ „Ich hab Spaghetti aufgabeln wollen. Sah aus wie ein nasser Pinsel“, gestand der Löffel.
Dann schwiegen sie wieder. In der Ferne klimperte ein Teelöffel esoterisch im Glas.
„Vielleicht sind wir einfach… wer wir sind?“„ Wie Hans im Schneckenloch“, sagte die Gabel.„Ja“, nickte der Löffel. „Er wollte raus – und war schon da.“
Seitdem piekst sie wieder mit Würde.Und er? Er schöpft mit Stil.Beide ein bisschen wehmütig.Und sehr, sehr glänzend.

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