Käpten Knitterbart und die Karte des Grauens
- Beat Bachmann
- 5. Apr.
- 1 Min. Lesezeit
Käpten Knitterbart war nicht der hellste Stern am Piratenhimmel. Er war berühmt – nicht für seine Schätze, sondern dafür, dass er alles verlor. Seine Mannschaft, seinen Hut und regelmäßig: seinen eigenen Schatz.
Nach einem besonders erfolgreichen Beutezug (er hatte einen rostigen Löffel, zwei Knöpfe und ein Gummihuhn erbeutet), zeichnete er eine Schatzkarte, um diesmal wirklich nichts zu vergessen.
Die Karte war perfekt. Ein großes rotes „X“, Palmen, Klippen, ein böser Seeigel – alles dabei. Stolz steckte er sie in eine Flasche, um sie sicher zu verwahren. Dumm nur, dass er dieselbe Flasche später für seinen Abendrum benutzte.
Ein paar Gluckser später war die Karte zerknittert, feucht – und der Käpten stinksauer.
„So ein Mist!“, brüllte er. „Dann soll halt jemand anderes den Schatz finden!“ Und mit einem dramatischen Schwung warf er die Flasche ins Meer.
Sie trieb. Tagelang. Wochenlang. An Delfinen vorbei, an badenden Touristen, an einem gelangweilten Walross.
Bis sie schließlich am Strand landete. Schräg im Sand. Die Karte innen drin – total zerknittert, aber irgendwie… noch lesbar.
Und jetzt kommt der Clou: Irgendwer – vielleicht ein Kind, vielleicht ein gelangweilter Strandbesucher – findet die Flasche.
Was steht drauf? Nur Fragmente:
„X hier!!!“
„Achtung: wütender Papagei!“
„Nicht nach links graben. Oder doch?“
Und ganz unten, kaum lesbar: „Wer das liest, muss dem Papagei was zu essen geben.“
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